Seelen retten

Weihnachtlich ist mir noch nicht zumute.

Die Welt ist im Umbruch und überlässt sie den Charakterlosen. Moral und Integrität, Ehrlichkeit und Anstand, alles scheint nur ein wasserlöslicher Anstrich des Egos gewesen zu sein, der keiner Sturmflut trotzt. Jetzt zeigt sich der rohe Mensch. Er gibt den Ton an und verheddert sich in kalter Bürokratie. Kein Innehalten, kein Abwägen, kein Augenmaß, kein Mitleid lässt ihn wanken. Der guten Sache, der er sich einmal verschrieben hat und dann nie mehr hinterfragt, opfert er alles. Der Ton wird rauer, der Wahnsinn ist mit Händen greifbar. Die Lust an der Zerstörung nimmt diabolische Züge an.

"Die Gruppe hat aufgrund ihres Unbewusstseins keine Wahlfreiheit, und so überrollt sie die psychische Entwicklung wie eine unkontrollierte Naturgewalt. Die Gruppenpsychose setzt eine Kettenreaktion in Gang, die erst in der Katastrophe zum Stillstand kommt." C.G. Jung spricht von psychischen Epidemien als den "gigantischsten Katastrophen", die die Menschheit bedrohen.

Nehmen wir diese Erkenntnis ernst, dann befinden wir uns in großer Gefahr.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es trotzdem. In den Herzen von Millionen Menschen wird zur Weihnachtszeit die Idee der Erlösung durch eine große Seele, durch einen göttlichen Gedanken wieder geboren und vielleicht zündet der Funke dieser Hoffnung, der ganz tief unter Schichten von Banalitäten im Kern des Weihnachtsgedankens glimmt, doch noch ein Feuer an, das die Kraft hat, die erkalteten Herzen zu erwärmen.

Oder wie Jung es ausdrückt: Die Menschen schreien "nach demjenigen, der sich aus dem Griff des Kollektivs emanzipieren und wenigstens seine eigene Seele retten kann, der ein Leuchtfeuer der Hoffnung für andere entzündet und verkündet, dass hier wenigstens ein Mensch ist, dem es gelungen ist, sich aus der fatalen Identität dieser Gruppenpsychose zu befreien."

Was für großartige Worte! Und ja, was sollte uns abhalten zu Weihnachten zur Besinnung zu kommen und der Mensch zu sein, dem es gelungen ist, sich aus dem Wahn zu befreien und ein Leuchtfeuer für andere zu werden.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Monika Ebeling (Samstag, 01 Januar 2022 23:00)

    Leuchtfeuer für Liebe, Toleranz und Nächstenliebe jeden Montag und Sonnabend ab
    17.00 Uhr, Ratsteich, Uelzen. Viele Menschen tragen still ein Licht zum Rathaus am Herzogenplatz, reden ein wenig und gehen nach Hause mit der Hoffnung für einen guten Ausgang. Keine leichte Zeit, aber wir Lichtbringer arbeiten für eine bessere Zeit.
    Vielleicht sehen wir uns ja mal dort.