
Nach zwei Jahren Waldwandel-Blog-Schreibens befand ich, es wäre genug. Nun könnte ich stets nur immer Gleiches im neuen Gewand verfassen und das sei niemandem zumutbar. Schließlich könne der Leser im Archiv stöbern, um zu erfahren, was mich umtrieb und immer weiter umtreiben wird - im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Aber das morgendliche Gedankensammeln war zu schön als dass ich es einfach hätte aufgeben können. Und so legte ich mich zu meinem ganz persönlichen Vergnügen für zwei weitere Jahre fest. Dann aber kam Corona und die Leichtigkeit des Schreibens war dahin. Die wenigen Beiträge, die ich dem wachsenden Entsetzen zum Trotz einstellte, waren schwere Geburten und schienen mir viel zu klein und banal angesichts der Dimensionen des Umbruchs. Man müsse den Anfängen wehren mit dem Mut der Verzweiflung und mit lauter Stimme, statt zaghaft aus der Deckung heraus mit wohl gesetzten Worten. Andererseits sagte ich mir zum Trost, wäre doch jeder Gedanke, erst recht jedes gesprochene oder geschriebene Wort ein Funken Energie, der wie eine Prise Sand im Getriebe wirken könnte. Und wenn es viele täten, dann würde die Maschinerie schon ins Stocken geraten. Zuerst wäre wohl nur ein leises Knirschen zu vernehmen. Es ginge noch unter im Lärm. Das Holpern und Stolpern danach würde aber bereits nicht mehr zu ignorieren sein. Und irgendwann mehrten sich dann die Aussetzer und führten unweigerlich zum Totalausfall. Das ist der Weg auf dem wir uns befinden. Und wir alle beschreiten ihn, ob wir es wollen oder nicht, ob wir es schon spüren oder noch denken, es wird alles gut, wenn wir nur brav genug sind. Jeder ist herausgefordert, denn wir sind geboren für diese Zeit. Und jeder kann seinen Teil zu einer guten Entwicklung beitragen. Auch wenn er so leicht ist wie eine Prise, oder auch nur so klein wie ein einzelnes Sandkorn. Mein Körnchen Hoffnung ist das Schreiben und deshalb geht der Blog mit seinem Blick aus dem Wald hinein in die Welt in diesem Monat in die nächste Verlängerung.
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Monika Ebeling (Samstag, 01 Januar 2022 23:10)
Oh Anja, wie gut tun mir deine Texte, ein wahrer Seelenbalsam, besonders in dieser
rauen Zeit. Aber wir sind viele, viele Lichtbringer an Montagen und an Sonnabenden und auch sonst viele, die wir nicht kennen. Vieles erinnert mich an das 3. Reich.
Wir müssen all unsere Liebe dagegen setzen. Das ist das einzige Mittel was helfen kann, denn schreien tun die anderen. Wir werden das schaffen.