
Im neuen Haus sind die Kieferndielen verlegt und sehen wunderschön aus. Sie erinnern mich an das frisch geschlagene Holz aus den im ersten Jahr unserer Waldwandel-Idylle gefällten Bäumen. Als guten Brennholzvorrat stapelten wir es überall im Garten zu Wänden auf. Lange konnte ich mich kaum satt sehen an der Schönheit des hellen Holzes. Dann aber nagte der Zahn der Zeit an ihm, die Scheite trockneten, wurden unansehnlich gelb und grau. Schmutz und Spinnweben sammelten sich in den Spalten und die Wände, die so akkurat geschichtet waren, verzogen sich in rebellischem Eigenleben zu schiefen Bauwerken. Meine Blicke, die von den perfekten Holzstapeln erst magisch anzogen wurden, glitten bald schon gleichgültig über sie hinweg. So ist das wohl mit dem Älterwerden. Die Außenwirkung lässt nach, der Nutzen nimmt zu: als Feuerholz, zum Möbelbau, als Ständerwerk, als Erfahrungsschatz ... Kein Grund, daran etwas zu ändern. Das ist der Weg alles Lebendigen. Auch den Dielen kann es nicht anders ergehen. Sobald die erste Frische dem warmen Goldton der mittleren Jahre weicht, sich Flecken und Kratzer als Lebensspuren einstellen, weicht die Bewunderung der selbstverständlichen Dankbarkeit für den soliden Grund und Boden, der einen trägt. Aber man wäre kein Mensch, wenn man nicht trotzdem versuchte, die Spuren des Alterns zu mildern und durch pflegliche Behandlung hinauszuzögern. Und so entdeckten wir (für unsere Dielen) die skandinavische Methode: Laugen und Seifen. Dafür haben wir das fein geschliffene Holz zuerst mit einer speziellen Lauge eingestrichen und dann den entstehenden weißlichen Belag in schweißtreibender Arbeit mit einem Schrubber wieder abgebürstet. Dadurch wird das Nachdunkeln und Vergilben minimiert, sowie die Poren geöffnet für die nachfolgende Behandlung mit einer fetten Bodenseife, mit der wir das Holz pflegen und nach und nach einen wirkungsvollen Schutz vor Abnutzungserscheinungen aufbauen.
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