
Am frühen Samstag Abend zog es uns zu einem Bummel nach Uelzen. Der Tag war überraschend mild, der Nieselregen hatte nachgelassen, Hände und Füße blieben warm und das Herz war nach den Feiertagen erfüllt von Freundlichkeit. Die Stadt empfing uns weihnachtlich geschmückt, der festlich erleuchtete Adventskalender am alten Rathaus zeigte sich wie jedes Jahr in geschmackvoller Pracht und so waren wir nicht die Einzigen, die sich auf den Weg gemacht hatten, das wohltuende Gefühl der Gemeinschaft zu genießen. Ein harmloses Vergnügen, ein unverdächtiges Ansinnen, denn die Straßen und Plätze einer Stadt gehören allen Bürgern. Um so überraschter waren wir, auf dem Herzogenplatz, der nett gesäumt ist von Restaurants, Kriegerdenkmal, Wiese und Geschäften, durch eine Gruppe Jusos zu vernehmen, dass Spaziergänger den Ort zu räumen hätten, da sie die Kundgebung durch ihre Anwesenheit störten. Ein Paradoxon, denn wo es keine "Spaziergänger" gibt, dort braucht es auch keine Aktivisten, um gegen diese aufzutreten. Das Schwinden der Gegner führt in die politische Unsichtbarkeit. Für einen jungen Politiker wohl die schlimmste aller Vorstellungen. Und so nutzte der Sprecher die Gunst der Stunde, um in geübtem Gendersprech vor Menschen zu warnen, die eine Kerze trügen. Sie wollten nicht etwa ein Zeichen des Friedens und der Hoffnung setzen, sondern Vorübergehenden die Masken herunterreißen und ihnen ins Gesicht spucken. Dies war der Höhepunkt der Hässlichkeiten, deren Sinn weniger darin bestand, geglaubt zu werden, als die letzte Bastion der guten Sitten nieder zu reißen und dem Mob zu signalisieren, dass den so Ausgegrenzten gegenüber alles erlaubt sei. Noch ist es nicht so weit, aber mit solchen Auftritten wird der Anfang gemacht.
Ob der Jungsozialist realisierte, wofür er sich hergab? Ob er verstand, dass er seine scheinbaren Überzeugungen von der Gleichheit aller Menschen ad absurdum führte, als er durch politisch korrektes Gendern seine Solidarität mit sexuellen Minderheiten betonte, zugleich aber eine andere Gruppe mittels Falschbehauptungen aus der Gesellschaft ausgrenzte und an den Pranger stellte? Vielleicht begriff er es nicht. Vielleicht mangelt es ihm auch an Weitsicht oder Charakter? Vielleicht betrachtet er den Verlust seiner Integrität aber auch als notwendige Dreingabe auf dem Weg nach ganz oben - ein Ort, dem wir unseren Wald stets vorziehen würden, weswegen wir nach dieser Erfahrung auf schnellstem Weg zu ihm zurückkehrten.
Dennoch, die auf der Straße sieht man. Die Mühe, mit der man gegen uns zu Felde zieht, beweist es. Nur die Bedeutungslosen lässt man in Ruhe. Und deshalb werden wir wiederkommen. Woche für Woche!
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