Den Winter über haben wir von dem im Herbst Gestoppelten, den Resten aus den Beeten und unserem milchsauer Vergorenem "gelebt": Weißkohl, Rotkohl, Zwiebeln, Möhren, Rote Bete, Hagebutten, Pastinaken, grüne Tomaten und etliche Kleinigkeiten der letzten Ernte, die noch in den Gläsern und Fässern Platz fanden und die ich nicht mehr erinnere. Nun sind wir am Ende unserer Vorräte. Nur noch ein kleiner Rest eingelegter Rotkohl ist da, ein paar Hände voll Zwiebeln und ein Glas Rote Bete. Aber das macht nichts, denn schon gibt es draußen das erste Grünzeug und schließt die Vitaminlücke. Im Garten wächst der im letzten Jahr ins Beet gesetzte Knoblauch, Winterpostelein und Minze, draußen finde ich Ehrenpreis, Brennesselspitzen, Löwenzahn und Giersch. Kleingeschnitten im Kartoffelstampf oder unter heiße Nudeln gemischt, ergibt das ein frisch würziges Frühlingsgericht und das Versprechen auf mehr Genuss an jedem neuen Tag. Denn schon wachsen Gundermann, Sauerampfer, Knoblauchsrauke und aus den Lesesteinhaufen, die die Bauern an besonderen Stellen auftürmen, treiben die zwischen die Steine geratenen Zwiebeln Grün und ersetzen für eine Weile den Schnittlauch, der bei uns erst zaghaft wächst. Auch vom Bärlauch können wir dieses Jahr naschen. Ihn haben wir vor zwei Jahren in Knollen unter unsere Buche gesetzt und nun ist er widerstandsfähig genug, um sich nach dem Verlust einer Kostprobe seiner Blätter nicht schockiert von der Erde zurück zu ziehen. An eben diesem Punkt befinden wir uns auch: Trotz des Einbüßens so mancher Feder angesichts der Schrecken der Welt, sind wir widerständig genug, uns nicht abzuwenden vom Leben, sondern in ihm weiter zu machen - so optimistisch, wahrhaftig und einfach wie möglich. Weiß der Himmel, wohin das führt, wofür es gut ist und wofür man selber gut ist.
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