
Die Amish leben bekanntlich wie Anno Dazumal. Die allermeisten dieser Gemeinschaften kommen noch immer ohne Strom und Auto aus und heizen ihre Häuser wie wir auf altmodische Weise. In jedem Fall aber entscheidet sich jede Gemeinschaft erst nach sorgfältiger Abwägung, ob und welche modernen Errungenschaften dem Menschen in seiner Gesamtheit als körperlich geistigem Wesen dienlich sind. Ebenso skeptisch stehen sie staatlichen oder privaten Versicherungen gegenüber. Denn sich auf ein kaltes Solidaritätssystem zu verlassen bedeutet auch, Gott und seinem Mitmenschen das Vertrauen zu entziehen. Verkürzt: Wer eine Versicherung hat, gebraucht den Menschen als Steuerzahler, nicht als Mitgeschöpf und Mitstreiter. Dadurch verliert die Gemeinschaft als Ganzes an Handlungsfähigkeit, Wert und Kraft und der einzelne Mensch in ihr wird, obwohl rundum gut versichert, einsamer, hilfloser, änstlicher und abhängiger. Die Amish benötigen den Staat weder als ihren Vormund noch als ihre Krücke. Sie haben sich und den Zusammenhalt. Sie bauen auf ihren gesunden Menschenverstand und den Mut der eigenen Entscheidung. Auch in Corona-Zeiten sind sie ihren von staatlichen Vorgaben unabhängigen Weg gegangen. Niemand wurde ausgegrenzt, auch der Kranke nicht, niemand wurde zurückgelassen, man stand und steht vor Gott ganz nah beieinander und füreinander ein. Der Erfolg gibt ihnen bis heute Recht. Wenn überall - insbesondere in der westlichen Welt - den Menschen die Menschlichkeit abhanden kam, so hatte sie in diesen kleinen Gemeinschaften Bestand. Während allerorten der wissenschaftlich technologische Fortschritt als alternativlos und einzige Rettung propagiert wird, zeigen eine Handvoll Leute, dass es auch anders geht.
Für mich und eigentlich uns alle sollte sich daher auch im Hinblick auf zukünftige Krisenzeiten die Frage stellen: Wie wollen wir leben? Und: Haben wir überhaupt noch das Rüstzeug für ein anderes Leben? Wenn uns nämlich im Zuge langer Jahre des betreuten Denkens und des versicherten Lebens wichtige Werkzeuge für das Miteinander und das Überleben verloren gingen, wie erwerben wir dann diese Fähigkeiten zurück? Und präziser: Haben wir für einander noch genügend Wärme im Herzen nicht nur für die guten sondern auch die schlechten Tage? Haben wir unseren Mitmenschen mehr zu bieten als solidarische Lippenbekenntnisse, die übergangslos und unfassbar schnell in Grausamkeiten umschlagen?
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Doris (Montag, 14 November 2022 16:37)
Anno Dazumal, hatte das normale Volk weniger Geld war aufeinander angewiesen. Ich lerne immer mehr Menschen kennen, die weniger Geld haben dafür aber mehr Verstand und dadurch auch viel ehrliches Mitgefühl. Diese Menschen verbinden sich auch mit der Natur. LG und vielen Dank für den Beitrag...