
Gleich zwei Mal wurde mir in diesen Tagen ein Beitrag aus unserer hiesigen Tageszeitung zugetragen, in dem über einen Mann berichtet wurde, der seit rund 30 Jahren ohne Strom und fließendes Wasser in einer Lehmhütte im Wald wohnt. Ein Bild zeigte ein äußerst charmantes Häuschen mit seinem langbärtigen und langhaarigen Bewohner. Auf einem anderen sah man ihn in einem rustikal eingerichteten Raum auf einem Stuhl sitzen, eine Schüssel auf dem Schoß mit irgendeiner Arbeit beschäftigt. Wer zu seinem Glück makellos gepflegte Räume mit klaren Linien braucht, der wird in ihm kein Vorbild finden, aber auch zur Landlust-Idylle taugt das Interiör nur bedingt. Zu sehen war ein pragmatischer Wohn-und Arbeitsraum, bestückt mit den Gebrauchs-Utensilien des Alltags. Kein Schnickschnack und keine kuschelige Ecke, auch keine warme offensichtlich. Denn zeigt das Thermometer in der Stube im Winter 14 Grad, so ist er zufrieden. Alles darüber hinaus lässt er wissen "wäre wirklich Verschwendung". Viel habe ich schon über Bequemlichkeiten resümiert, die oft nur Sorgen auf einer höheren, manchmal schwerer zu lösenden Ebene provozieren und daher zu einem wirklich guten Leben nicht viel beitragen können. Aber auf eine zumindest temporär warme Stube und ein heimeliges Plätzchen wollte ich nicht verzichten. Das Wort Verschwendung darauf angewandt wirkt dabei für mich fast wie ein neuer Kampfbegriff, aufgeladen mit Schuld und inzwischen bar der Bedeutung von Hülle und Fülle und Großzügigkeit der Schöpfung, der Sparsamkeit, gar Knickerigkeit fremd ist. Kurzum, 14 Grad wäre mir viel zu kalt. Frieren ist etwas für krisenhafte Übergangszeiten. Ich glaube, meine Seele würde im kaltstarren Körper aufhören, sich flügelleicht zu bewegen. Ich glaube, sie würde sich klein zusammenkauern und auf bessere Tage warten. Und ich glaube, Gott hat uns das Feuer geschenkt und das was es nährt, damit wir an den Flammen sitzen, die Gesichter wie verzaubert im Schein, durchdrungen von warmen Gedanken, bis auf die Zehen durchglüht und Geschichten erzählen vom Himmel, der Erde und dem dazwischen.
Kommentar schreiben
Ammo (Dienstag, 27 Dezember 2022 07:41)
Wir haben hier auch viele Abende und Nächte unter 14 Grad und das macht wirklich keinen Spass. Da heisst es nur noch ausharren, bis die Sonne wieder rauskommt.