
... in einen winterlichen Garten. Jetzt muss ich noch draußen arbeiten, um warm zu bleiben, bald aber wird sich das ändern. Der Frühling kündigt sich an und damit rückt die Zeit näher, in der wir auf der Veranda sitzend hinein- statt hinausschauen. Die untrüglichen Zeichen entdecke ich überall: Die Forsythien stehen kurz vor der Blüte, der Haselnuss trägt grüne Knospen, die Primeln der letzten Jahre blühen, Schneeglöckchen bilden winzige Inseln im Grau, irgendwo steht ein einzelner Krokus und auch die anderen Frühblüher wagen sich Blatt für Blatt aus dem schützenden Teppich immergrüner Bodendecker hervor. Der Postelein macht sich breit, Schnittlauch und Minze wachsen im Kräuterbeet, die Vögel jubilieren und mein Herz wird leicht. Ich säubere die Hochbeete von Zapfen und Nadeln, dünge mit Mineralien, hebe Entenmist unter und plane die Saat für eine weitere Saison von der Hand in den Mund. Jetzt im vierten oder fünften Jahr mit selbst angebautem Gemüse ist mir noch immer erschreckend viel ein Buch mit sieben Siegeln. Vieles gelingt nicht so, wie ich es mir vorstelle. Trotzdem habe ich einen wichtigen Fortschritt gemacht. Ich weiß inzwischen genau, was ich nicht will. Kohl z.B. in jeder Form, denn die Raupen des Kohlweißlings machen ihm stets den Garaus, Möhren, weil sie wegen ihrer langen Wachstumsphase das Beet für Monate besetzen und sie für kleines Geld säckeweise als Futtermöhren an jeder Ecke zu haben sind, Rote Bete, denn sie findet sich ausreichend nach der Ernte als Stoppelgut auf den Feldern und hält sich in Buchenlaub gebettet den ganzen Winter frisch, Zwiebeln ebenso.
Glücklich dagegen bin ich mit allen Sorten Salat: Rucola, Wilde Rauke, Ochsenzunge, Amerikanischer Brauner, Australischer Gelber, Hirschzunge, Witte Dunsel, Forellenschluss und wie sie alle heißen. Sie wachsen schnell und den ganzen Sommer lang. Zusammen mit neuen Kartoffeln, die ich draußen in der Gulaschkanone dämpfe, erscheint uns der frische Salat als unvergleichliche Köstlichkeit. Jetzt, da ich es schreibe, merke ich erst, wie sehr ich mich darauf freue, wieder im Garten zu kochen und die einfachen herzhaften Gerichte der Winterzeit gegen die vielfältigen leichten Genüsse des Sommers einzutauschen. Bewährt haben sich für mich außerdem Zuckerschoten, Busch- und Stangenbohnen. Sie gedeihen ohne viel Zutun, sehen mit ihren zarten Blüten hübsch aus und es ist immer wieder ein Wunder zu beobachten, wie sich aus ihnen die Schoten bilden. Die Ernteperiode ist lang und die Nachsaat gelingt mühelos. Auch Zucchini, Gurke, Tomate und Kürbis sind pflegeleicht, benötigen wenig Platz im Beet und sind als Himmelsstürmer wahre Frohmacher. Genauso die Kapuzinerkresse, die sich zunächst langsam entwickelt, dann plötzlich aber leuchtend grün und rot-orange einem alles überwuchernden Lebenswillen verfällt, der auch dann nicht nachlässt, wenn wir uns reichlich an ihren Blättern und Blüten gütlich tun. Mit Rübchen und Radieschen habe ich ebenfalls gute Erfahrungen gemacht, sofern ich mich mit der ersten Ernte zufrieden gebe. Sie mögen die Kälte im Frühjahr, kränkeln jedoch bei der Nachsaat, die ich aus Begeisterung über den guten Erfolg sonst stets hoffnungsvoll eingebracht hatte. Neu ausprobieren will ich in diesem Jahr Fenchel, Schwarzwurzel und Topinambur. Für Kartoffeln werde ich ein Eckchen frei halten, aber nur um der Freude willen, denn für die Mengen, die wir benötigen, fehlt es an Platz und leckere Sorten, angebaut ohne Gülle oder auch ganz bio gibt es hier in den kleinen Verkaufswagen vor den Höfen zur Genüge.
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Doris (Mittwoch, 08 März 2023 12:24)
Du kannst einen richtig anstecken mit deinem Frühlingselan. Heute haben wir frisch geschneiten 20 cm Schnee. Habt ihr schon einmal Topinambur gegessen? Wir haben Bauchgrummeln und Durchfall bekommen und wagen uns nicht mehr dran. LG aus dem Südharz