Oktober 2018 · 29. Oktober 2018
Das letzte Beet im Gästehausgarten ist nun angelegt. Es befindet sich an der rechten Seite des Häuschens, vom Wohnzimmerfenster aus hat man einen schönen Blick darauf. An der Hausseite davor lädt eine kleine Sitzecke aus Sperrmüllfunden zum Verweilen und Schauen ein. Die Fertigstellung zog sich lange hin. Zunächst musste eine dicke Schicht Unkraut zwischen den beiden Bäumen entfernt werden. Das war keine rückenfreundliche Arbeit und daher habe ich sie mit Unterbrechungen auf viele Tage...
Oktober 2018 · 26. Oktober 2018
Ich liebe Kapuzinerkresse und daher lege ich jedes Jahr einige Samen in die kleineren runden Hochbeete oder wie hier auf dem Bild in die versenkte Duschtasse, die mit Erde gefüllt und von knorrigen Ästen und Baumwurzeln umrahmt ist. Nicht immer ist der Anfang leicht für die Pflanzen, aber irgendwann sind sie nicht mehr aufzuhalten, wuchern üppig und erobern rankend neues Terrain. Sie sind eine Augenweide. Wir erfreuen uns monatelang an ihr überschwänglichen Pracht. Und anders als das...
Oktober 2018 · 25. Oktober 2018
Der Herbst unter Kiefern ist wie eine Geburt: Bis zum nächsten Mal vergisst man, wie weh es tut. Nur daran kann es liegen, dass ich nach jedem Sturm oder Stürmchen denke, nun hat es aber alle Nadeln heruntergeweht, es ist ausgestanden, ich kann saubermachen. Und dann fülle ich frohgemut Schubkarre um Schubkarre. Kaum aber, dass ich 'fertig' gedacht habe, geht es wieder von vorne los. Das Licht, das ich am Horizont sah, war die Möhre, die vor mir baumelt und mich in Bewegung hält. Als ginge...
Oktober 2018 · 24. Oktober 2018
Ich versuche immer an den Korb zu denken, wenn ich in den Wald gehe. Nicht, dass ich jedes Mal etwas suchen würde, aber beinahe mit Gewissheit finde ich etwas, wenn ich ihn nicht dabei habe und dann laufe ich mit vollen Händen herum oder improvisiere aus Tüchern und Kapuzen Tragetaschen. Den tief in unseren Genen verankerten Zuruf aus vergangen Zeiten, in denen unsere Vorfahren als Jäger und Sammler durch das Land zogen, kann man nicht leicht überhören. Suchen, finden, nach Hause tragen...
Oktober 2018 · 22. Oktober 2018
Als meine Schwester unser Häuschen zum ersten Mal umrundete und wir über den bevorstehenden Winter sprachen, meinte sie spontan: "Ich würde Strohballen an den Wänden aufschichten. Dann habt Ihr es in jedem Fall warm!" Ich sah unser gerade erst frisch rot gestrichenes Schwedenhaus hinter langweiligen Strohwänden versteckt und begrub die Idee umgehend. Vergessen aber war sie nicht. Unwirtlichkeiten, die wir im Überschwang der ersten Jahre im Wald mit leichtem Herzen hinnahmen, sind nun zu...
Oktober 2018 · 19. Oktober 2018
Jetzt im Oktober tragen sie überall im Wald und auch in unserem Garten kleine rote Früchte. Maiglöckchen sind meine Lieblingsblumen seit ich sie im Schrebergarten meiner Eltern in dem großen, runden, von einem tief in die Erde ragenden Metallband eingefassten Beet vor der Gartenlaube entdeckte. In der Blütezeit stand ich eingehüllt in ihren berauschenden Duft oft davor und bewunderte die kleinen, weißen, wie altmodische Nachthauben geformten Blüten, die so bescheiden wirkten zwischen...
Oktober 2018 · 17. Oktober 2018
Diese prachtvolle Eiche steht am Rand des Pilgerweges zum nächsten Dorf. Der Boden zu ihren Füßen ist mit Eicheln übersät. Ein Herbst in Mastjahren wie diesem ist nicht nur für viele Tiere des Waldes eine Festzeit, sondern auch für die Hausschweine, die sich damals und in einigen Gegenden noch heute in den Wäldern am Überfluss laben. So sind die Eicheln über den Umweg eines wohl genährten Schweines ein wertvolles Lebensmittel für den Menschen. Noch im Mittelalter waren die Nüsse...
Oktober 2018 · 15. Oktober 2018
Wenn man aus der Großstadt kommt, muss man sich erst daran gewöhnen, dass überall Essen herumliegt. Die Apfelbäume an den Feldwegen tragen auch dieses Jahr gut, Kartoffeln kann man stoppeln, Möhren, Rote-Bete und Zwiebeln finden sich nach der Ernte auf den Feldern. Im letzten Jahr standen die Kohlköpfe auch nach der Reife weiter auf den Äckern und wurden entweder von den Schafen, die man eigens dorthin trieb, gefressen oder gleich untergepflügt. Ich hätte Unmengen Sauerkraut oder...
Oktober 2018 · 10. Oktober 2018
Die gesamte rückwärtige Grenze gehört ursprünglich zum Gästehausgarten, der wie unserer auch, eine dreieckige Grundform hat. Der Garten unseres Hauses läuft nach hinten spitz zu und mündet halb verborgen von der kleinen Hütte in einer schmalen Gartenpforte, die nun nicht mehr existiert. Das Grundstück des Gästehauses schmiegt sich an unseres, teilt mit ihm die längste Seite des Dreiecks, verjüngt sich dagegen aber zum Eingangstor. Zusammen bilden die Gärten ein Quadrat. Lange habe...
Oktober 2018 · 09. Oktober 2018
Unser erster Herbst im Wald überraschte uns mit einer wahren Pilzschwemme. Jeden Tag traf ich Menschen mit Körben auf der Suche nach Maronenröhrlingen, die ich dann schnell unterscheiden lernte und ebenfalls sammelte. Steinpilze wuchsen in unserem Garten und rot leuchtende Fliegenpilze erfreuten mich an jeder Ecke. In ihrer makellosen Schönheit schienen sie alten Märchenbüchern entnommen und ihre geheimnisvolle Ambivalenz nahm mich für sie ein. Eine große Vielfalt weiterer Pilze sorgte...